Inflationsrate im Euroraum: Kein Schub von der Binnennachfrage
Die heutige Schnellschätzung für die Entwicklung der Verbraucherpreise im April wies eine Inflationsrate von +1,2 Prozent aus. Sie fiel damit -0,1 Zähler niedriger aus als im Vormonat. Die Preise für Energie im Warenkorb der Verbraucher zogen wieder etwas stärker an und glichen den schwächeren Preisanstieg der Dienstleistungen aus. Der binnenwirtschaftliche Inflationsdruck bleibt in der EWU trotz guter Konjunkturlage mehr als verhalten. Dies zeigt nicht zuletzt die Kernrate, die die volatileren Preiskomponenten der Nahrungsmittel und Energiegüter ausklammert. Sie ging im April von +1,0 Prozent auf +0,7 Prozent zurück.
Der für die Energiepreisentwicklung maßgebliche Ölpreis hat sich im Vorjahresvergleich um rund +35 Prozent verteuert. Da der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar zeitglich um knapp +15 Prozent zugelegt hat, wurde ein starker Preisanstieg bei den Energiegütern teilweise kompensiert. Bei den anderen Komponenten war der Preisauftrieb weiter moderat. Nach den Verzerrungen der Dienstleistungspreise aufgrund des Osterfestes im März, fiel hier der Preisauftrieb im April wieder geringer aus. Auch bei den Nahrungs- und Genussmitteln nahmen die Preise nochmal etwas stärker zu.
Auf Länderebene gab die Verbraucherpreisentwicklung mehrheitlich nach, wie in Deutschland, Spanien und Italien. Nur in Frankreich legte die Inflationsrate etwas zu und erreichte mit +1,8 Prozent den höchsten Wert seit über 5 Jahren. Hier kam der größte Impuls ebenfalls von den Energiepreisen. Die französische Kernrate lag im April bei +1,1 Prozent.
Die heute veröffentlichen Daten passen zu unserem Prognosebild. Die mehrheitlich durch binnenwirtschaftliche Effekte beeinflusste Preisentwicklung bei den sonstigen Gütern und Dienstleistungen zeigt sich schwach. Die größten Schwankungen verursachen die Energiepreise und zum Teil auch die Nahrungsmittelpreise. Diese beiden Teilbereiche des Warenkorbs in der EWU sind verstärkt externen Einflüssen wie der globalen Rohstoffnachfrage oder den Wetterbedingungen ausgesetzt. Sie spiegeln daher kaum nachfragebedingte Preisbewegungen wider. Von dem von der EZB erhofften Anstieg der Inflationsrate in Richtung 2 Prozent ist der Euro-Raum noch immer ein gutes Stück entfernt.