Euro-Raum: Ermüdungserscheinungen beim Wirtschaftswachstum

Die konjunkturelle Dynamik im Euro-Raum hat zuletzt merklich abgeflaut. Zwar blieb das Wachstumsergebnis mit +0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal in den ersten drei Monaten dieses Jahres weiterhin solide. Im Vergleich zum Schlussquartal 2017 mit +0,7 Prozent ist jedoch eine sichtbare Abflachung zu beobachten.

Die langsamere Gangart kam allerdings nicht überraschend. Diverse wichtige Frühindikatoren, wie der DZ BANK Euro-Indikator, die Einkaufsmanagerindizes von IHS Markit oder das Wirtschaftsvertrauen der EU-Kommission hatten im Vorfeld stärkere Abwärtskorrekturen vorgenommen. Aber auch andere harte Kennziffern, wie beispielsweise die Industrieproduktion, der Außen- oder der Einzelhandel versprühten in den ersten beiden Monaten dieses Jahres alles andere als ein Wachstumsfeuerwerk.

Erste Vorboten, wie das stark abgebremste Wirtschaftswachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft des Euro-Raums – Frankreich – bestätigten bereits in der vergangenen Woche unsere Erwartung einer deutlichen konjunkturellen Verlangsamung im Währungsgebiet. In Frankreich gab das Wirtschaftswachstum sogar um mehr als die Hälfte nach: von +0,7 auf +0,3 Prozent. Dabei haben sich hier vor allem die Investitionstätigkeit und der Außenbeitrag merklich schwächer gezeigt als noch im Vorquartal. Ein Bild, das wir in ähnlicher Form auch für den Euro-Raum erwarten. Details zu einzelnen Komponenten des Bruttoinlandsproduktes liegen mit der Erstschätzung allerdings noch nicht vor.

Hinter der müderen Gangart dürften nicht zuletzt auch die Unsicherheit durch den verschärften Handelskonflikt und die weitere Zuspitzung der geopolitischen Risiken stecken. Diese hatten das Wirtschaftsklima weltweit merklich belastet. Insgesamt dürften in den kommenden Monaten die anhaltenden Diskussionen und Auseinandersetzungen über Handelsbarrieren auf dem realwirtschaftlichen Sentiment lasten.

Grundsätzlich dürfte ein Stimmungsrückgang in den Unternehmen und bei den privaten Haushalten eine Zurückhaltung bei der Investitionstätigkeit und eine etwas schwächere Dynamik beim Welthandel zur Folge haben. In diesem Jahr erwarten wir eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums im Euro-Raum auf +2,0 Prozent. Noch in 2017 lag der Anstieg bei +2,4 Prozent.

 


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