US-Wirtschaft zeigt in Q1 robustes Wachstum, der weitere Jahresverlauf sollte nicht viel anders ausfallen

Die US-Wirtschaft ist mit robustem Schwung in das laufende Jahr gestartet, dies zeigt eine erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal. Aus das Jahr hoch gerechnet betrug das Wirtschaftswachstum 2,3 Prozent und lag damit etwas über den Erwartungen. Den stärksten Wachstumsschub lieferten die privaten Investitionen: Allein 1,2-Prozentpunkte des Wirtschaftswachstums gingen auf deren Konto. Weniger erfreulich – allein ein Drittel dieses Schwungs beruht auf einem kräftigen Lageraufbau. Dennoch sehen wir die US-Wirtschaft auch im weiteren Jahresverlauf auf einem soliden Wachstumspfad und rechnen in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von gut zweieinhalb Prozent. Die Fed dürfte ihren moderaten Straffungskurs beibehalten.

Einerseits hat einmal mehr die Konjunktur im Winterquartal zeitweise erheblich unter extremen Blizzards, also Sondereffekten gelitten. Andererseits notieren die Stimmungsindikatoren in allen Wirtschaftsbereichen und auch bei den privaten Konsumenten unverändert auf sehr hohen Niveaus. Teilweise haben sich diese gegenüber dem vierten Quartal sogar noch weiter verbessert. Abgerundet wird das solide Bild durch gut gefüllte Auftragsbücher in den meisten Industriebetrieben und einer unverändert hohen Zahl an Baugenehmigungen für den Wohnungsbau.

Da in den nächsten Wochen allerdings erste Fristen beim schwelenden Handelskonflikt ablaufen, fühlen wir uns recht wohl mit einem etwas verhaltenen Wachstumsausblick. Wegen der Unsicherheit über die zukünftigen Rahmenbedingungen für den internationalen Handel dürften einige Investoren zurückhaltend agieren. Auch wenn die Steuersenkungen erst am Jahresende den Kongress passiert haben, so sind nach unserer Einschätzung bereits im vergangenen Jahr Vorzieheffekte bei den Investitionen zu sehen gewesen. Wir rechnen also mit solidem Wirtschaftswachstum, in den Himmel dürften die Wachstumsbäume aber nicht wachsen.

Besonders die vorübergehend herrschende arktische Kälte und heftige Schneestürme dürften die Ursache dafür sein, dass zahlreiche Waren zu Jahresbeginn keine Käufer fanden und deshalb eingelagert werden mussten. Dies spiegelt sich gut sichtbar in der Drosselung des Wachstumstempos beim privaten Verbrauch wider. Erstmals seit vielen Quartalen lieferte die Nachfrage der privaten Haushalte nach Gütern einen leicht negativen Wachstumsbeitrag. Wie es die Umsatzzahlen aus dem Einzelhandel schon angedeutet hatten, bremste eine schwache Nachfrage nach Autos deutlich. Aber auch die Nachfrage nach anderen Gütern, wie Möbel und saisonübliche Freizeitgüter lieferten nicht den üblichen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Dynamik. Die Nachfrage nach Dienstleistungen trug hingegen allein fast einen Prozentpunkt zum Wachstum bei. Letztendlich bremste die Konsumdynamik insgesamt aber sichtbar ab: Lieferte diese im Schlussquartal noch einen Wachstumsbeitrag von 2,75 Prozentpunkten, so waren es im ersten Quartal nur noch 0,7 Prozentpunkte.

Trotz des deutlichen Lageraufbaus zeigen die Investitionsdaten insgesamt ein recht solides Bild. Der Bereich Nicht-Wohnen, auf den immerhin etwas mehr als die Hälfte der privaten Investitionen entfällt, sorgte für ähnlich viel Schub wie im Vorquartal und lieferte knapp 0,8 Prozentpunkte für das Wachstum. Dahinter steckt zwar ein verringerter Schub bei den Ausrüstungsinvestitionen, dieser folgte allerdings auf eine zuvor außerordentlich kräftige Dynamik. Eine genau entgegengesetzte, sehr erfreuliche Entwicklung vollzog sich bei den Investitionen in Gewerbebauten, dort verdoppelt sich das Tempo. Hier stand dadurch ein Beitrag in Höhe von 0,3 Prozentpunkten zu Buche, der stärkste Impuls seit vier Quartalen. Die Stagnation der Wohnungsbauinvestitionen ist hingegen weder eine Überraschung noch eine Enttäuschung. Denn zum einen konnte das hohe Niveau des Vorquartals trotz der wetterbedingten Beeinträchtigungen gehalten werden. Zum anderen hat in den letzten Quartalen der Wohnungsbau eine recht starke Volatilität gezeigt, was vermutlich an der gestiegenen Bedeutung des Baus von Mehrfamilienhäusern liegt.

Vor dem Hintergrund des schwelenden Handelskonfliktes sollte auch der leicht positive Effekt betrachtet werden, der zu Jahresbeginn vom Außenhandel ausging. Für den schwach positiven Wachstumsbeitrag in Höhe von nur 0,2 Prozentpunkten ist allerdings vor allem die überraschend schwache Dynamik bei den Wareneinfuhren verantwortlich. Auch die Exportdynamik verlangsamte sich, wenn auch nicht ganz so stark. Zur Entschärfung des Konfliktes dürften diese Zahlen also keinen Beitrag liefern.

 

 


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