Der Ausblick für die Weltwirtschaft hat sich eingetrübt – Prognosen gesenkt
Auch wenn die Nachrichtenlage momentan gerade mal wieder eher durch Signale der Entspannung geprägt ist, so sind die geopolitischen Risiken weiter gestiegen. Durch das anhaltende „Hin und Her“ bei den zahlreichen Gefahrenstellen für die Konjunktur bedroht vor allem eine sichtbare Zurückhaltung bei der Investitionstätigkeit den Wachstumsausblick vieler Industrie- und Schwellenländer. Wir rechnen für dieses und das kommende Jahr nicht mehr mit einer Beschleunigung beim Wachstum der Weltwirtschaft. Auch die Inflationsprognosen haben wir teilweise etwas gesenkt.
Der verschärfte Handelskonflikt und die weitere Zuspitzung der geopolitischen Risiken belastet weltweit das Wirtschaftsklima, auch wenn sich dies bisher regional erst in recht unterschiedlicher Ausprägung zeigt. Insgesamt dürften in den kommenden Monaten die anhaltenden Diskussionen und Auseinandersetzungen über Handelsbarrieren auf dem realwirtschaftlichen Sentiment lasten. Grundsätzlich wird ein Stimmungsrückgang in den Unternehmen und bei den privaten Haushalten eine Zurückhaltung bei der Investitionstätigkeit und eine etwas schwächere Dynamik beim Welthandel zur Folge haben.
Für die meisten Industrieländer und auch Schwellenländer haben wir deshalb unsere Wachstumsprognosen gesenkt. Die Dynamik der Weltwirtschaft wird sich wohl nicht beschleunigen, aber das Tempo des vergangenen Jahres halten. Für 2018 und 2019 rechnen wir jetzt mit einem Wachstum der Weltwirtschaft in Höhe von 3,6 Prozent, während die vorherige Prognose bei 3,9 Prozent lag.
Die Stimmungslage der Unternehmen im Euro-Raum hat sich seit dem Jahresbeginn 2018 eingetrübt. Wurden Ende 2017 bei den verschiedenen Stimmungsindikatoren noch Langzeit- oder Allzeithochs vermeldet, so haben beispielsweise die Einkaufsmanagerindizes für den Euro-Raum oder das Wirtschaftsvertrauen ab dem Januar nachgegeben. Auch das ifo-Geschäftsklima für die deutsche gewerbliche Wirtschaft notierte zuletzt niedriger. Im Euro-Raum haben aber nicht nur die Stimmungswerte seit Jahresbeginn 2018 nachgeben. Auch die „harten“ Konjunkturindikatoren fielen bislang in der Summe eher enttäuschend aus. Wir erwarten jetzt in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent und im kommenden Jahr von 1,9 Prozent. Die ohnehin bislang nur moderate Inflationsentwicklung im Euro dürfte nach unserer Einschätzung aufgrund des geringeren Wachstums ebenfalls leicht niedriger ausfallen. Neben Italien notiert die Inflation im Jahr 2018 in einigen kleineren Ländern wie Finnland, Griechenland und Portugal sogar unterhalb der Marke von einem Prozent. Im Durchschnitt der Euro-Zone rechnen wir jetzt für 2018 und 2019 im Jahresdurchschnitt mit einer Rate von 1,4 Prozent.
Für die US-Wirtschaft erwarten wir unverändert für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent. Das gegenüber den Vorquartalen sichtbar schwächere Wachstum im ersten Quartal wird vor allem den wetterbedingten Beeinträchtigungen durch mehrere schwere Winterstürme geschuldet sein. Insgesamt hat sich im ersten Quartal die Stimmung bei den Verbrauchern, in der Industrie und auch bei den Dienstleistungsbetrieben von bereits hohem Niveau noch weiter verbessert. Neben den jüngsten umfangreichen Steuersenkungen und einer weiterhin recht spendablen Haushaltspolitik hat dazu auch die stetig steigende Beschäftigung beigetragen. Dennoch dürfte eine leicht schwächere Weltnachfrage letztendlich auch bei der Investitionstätigkeit in den USA Spuren hinterlassen. Dafür sorgt dann vor allen Dingen die gestiegene Unsicherheit über die Rahmenbedingungen für den internationalen Handel. Diese Effekte dürften allerdings erst zur Mitte dieses Jahres auftreten und dann auch nur leicht bremsend wirken, da die Bedeutung der Exportindustrie für die US-Wirtschaft ja recht gering ist. Für das kommende Jahr haben wir unsere Wachstumsprognose auf 2,4 Prozent gesenkt. Für die Inflationsprognose hat sich kein Änderungsbedarf ergeben. In diesem Jahr dürfte die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt bei 2,3 und 2019 bei 2,4 Prozent liegen.