USA: Handelsverbindungen und Exportstruktur im Fokus
Unterm Strich zeigt die Statistik den internationalen Handel für die USA als einen Bremsklotz für das Wirtschaftswachstum. Seit 1991 konnte nur während der letzten Krise durch einen Einbruch bei den Einfuhren ein sichtbar positiver Beitrag verzeichnet werden. Ohne diesen Sondereinfluss ergibt sich für die vergangenen 25 Jahre im Durchschnitt ein negativer Impuls von -0,3 Prozentpunkten. Auch 2017 reduzierte der Außenhandel das Wirtschaftswachstum um -0,2 Prozentpunkte. Ob es bereits in diesem und dem nächsten Jahr durch die in Kürze in Kraft tretenden Strafzölle auf Stahl und Aluminium zu ernsthaften Belastungen für die Konjunktur kommt, wird davon abhängen, ob es jetzt zu einer Kette von Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Handelspartner kommt. Vorerst gehen wir davon aus, dass es mit den wichtigsten Handelspartnern zu bilateralen Vereinbarungen kommen wird und von daher ein Handelskrieg vermieden wird.
Trump’s Vorbehalte gegenüber dem Welthandel bzw. die Zweifel an der Vorteilhaftigkeit des internationalen Handels für die USA, dürften durch die weitere Verschlechterung der Handelsbilanz während seines ersten Regierungsjahr bestätigt worden sein. Die Handelsstatistik weist für 2017 beim internationalen Austausch von Waren und Dienstleistungen immerhin ein Defizit von -567 Mrd. US-Dollar aus. Dafür sorgte einerseits ein leichter Rückgang beim traditionellen Überschuss beim Austausch von Dienstleistungen – immerhin die zweite negative Entwicklung in Folge. Von sichtbar größerer Tragweite war jedoch die Ausweitung der Lücke beim Güterhandel: Erstmals seit dem Jahr 2008 wurde ein Defizit ausgewiesen, dass den Wert von -800 Mrd. US-Dollar unterschritt.
Schlüsselt man die Handelsbeziehungen nach den regionalen Verflechtungen auf, dann wird deutlich, dass sich vor allem gegenüber China und der Europäischen Union das Defizit seit dem Jahr 2007 vergrößert hat. Der wesentliche Teil des Defizits im US-Außenhandel entsteht gegenüber Asien, hier wurde 2017 eine Lücke von rund ‑370 Mrd. US-Dollar verzeichnet. Das sind etwa zwei Drittel des gesamten Handelsbilanzsaldos. Allein gegenüber dem Handelspartner China weist die US-Statistik ein Defizit von fast -340 Mrd. US-Dollar aus, diese Lücke hat sich seit dem Jahr 2000 vervierfacht! Gegenüber der EU und gegenüber Deutschland hat sich die Lücke im Außenhandel seit der Jahrtausendwende hingegen „nur“ etwas mehr als verdoppelt.
Der wichtigste Exportartikel aus den Vereinigten Staaten sind allerdings nicht mehr Maschinen, diese machen nur noch ein Viertel der US-Exporte aus. Immerhin ein Drittel der Ausfuhren entfällt inzwischen auf Dienstleistungen, hauptsächlich in die Bereiche „Reise und Touristik“ und Unternehmensdienstleistungen. Aber auch Lizenzgebühren und Finanzdienstleistungen haben eine große Bedeutung. Dennoch würden protektionistische Vergeltungsmaßnahmen durch die Handelspartner in Form von Strafzöllen nicht nur für die US-Exportwirtschaft, sondern auch für die übrigen Wirtschaftsbereiche zu einer Belastung werden.
Letztlich würde durch eine Eskalation des Konfliktes nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch zahlreiche andere Länder in Mitleidenschaft gezogen. Die Wahrscheinlichkeit einer glimpflichen Entwicklung des Handelskonfliktes ist deshalb immer noch recht hoch. Unter dieser Annahme erwarten wir in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent. Ohne den dämpfenden Effekt durch einen negativen Wachstumsbeitrag vom Außenhandel würde die Wachstumsrate allerdings um 0,3 Prozentpunkte höher ausfallen. Ein Handelskrieg würde auch die Dynamik der Inlandsnachfrage bremsen, also den privaten Konsum und die Investitionen. Unseren Wachstumsausblick müssten wir dann nicht nur für die USA nach unten korrigieren.