US-Chinesischer Handelskonflikt: Letztlich wird es auf eine Verhandlungslösung hinauslaufen

Mit den jüngsten Strafzöllen hat US-Präsident Trump die handelspolitischen Spannungen massiv erhöht. Ein Handelskrieg scheint mittlerweile zum Greifen nah. Momentan steht zwar eher der Konflikt mit der EU im Mittelpunkt. Im Fokus hat Trump aber stets China – den wichtigsten Handelspartner der Vereinigten Staaten, auf dessen Konto rund die Hälfte des hohen US-Handelsbilanzdefizits geht. China wiederum exportiert vier Mal so viele Waren in die USA wie umgekehrt. Es wäre aber falsch daraus zu schließen, dass China im Falle eines Handelsstreits der verletzlichere Partner ist. US-Zölle auf die zahlreichen Konsumgüterimporte aus China träfen vor allem die US-Verbraucher. Peking auf der anderen Seite könnte US-Firmen in vielerlei Hinsicht das Geschäftsleben in China schwermachen.

Völlig Unrecht hat Trump ja nicht: Seit Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) Ende 2001 hat sich das Defizit im bilateralen Warenhandel mit den USA vervierfacht. Es ist mit weitem Abstand das höchste aller US-Handelspartner. Auch der Vorwurf, der WTO-Beitritt Chinas hätte den Verlust tausender Arbeitsplätze in der US-Industrie zur Folge gehabt, ist nicht völlig von der Hand zu weisen. Die Bundesbank zeigt in einer Studie den signifikanten Rückgang der US-Industriebeschäftigung seit der Jahrtausendwende, der in den Branchen umso ausgeprägter war, je stärker dort die Konkurrenz durch chinesische Billigimporte zugenommen hat.

Fraglich ist allerdings, ob sich die Ungleichgewichte durch US-Strafzölle auf chinesische Importe korrigieren ließen oder ob sich die Vereinigten Staaten damit nicht letztlich selbst schaden würden. Man kann eigentlich nicht oft genug darauf hinweisen, dass Protektionismus letztlich in einer „lose-lose“-Situation endet, vor allem dann, wenn sich das „angegriffene“ Land seinerseits mit protektionistischen Maßnahmen wehrt. Für den Fall, dass China und die USA vergleichbare Handelshürden errichten, kommen mehrere Studien zu dem Ergebnis, dass die Vereinigten Staaten sogar größere Wohlstandseinbußen befürchten müssten als China. Verlieren würden allerdings beide Länder.

Woran liegt das? China exportiert vor allem Konsumgüter in die USA – Möbel, Spielzeug, Haushaltsartikel sowie Handys und Computer. US-Zölle würden diese Waren in erster Linie verteuern und das käme bei den US-Verbrauchern an, die jahrelang von den chinesischen Billigprodukten profitiert haben. Das gilt nicht zuletzt für Trumps in der Regel weniger wohlhabende Wählerschaft. Viele US-Unternehmen wie beispielsweise Apple haben die Endfertigung ihrer Geräte nach China ausgelagert. Eine Rückführung würde Jahre dauern und enorme Kosten verursachen, was die Produkte ebenfalls für den Endverbraucher teurer machen würde. China auf der anderen Seite bezieht aus den USA vor allem Nahrungsmittel, Autos und Flugzeuge. Diese Produkte ließen sich leichter durch Importe aus anderen Ländern substituieren. Außer auf Zölle könnte Peking auf staatliche Repressionen setzen, wie gezielte höhere Produktstandards oder die Streichung von Großaufträgen. Auch initiierte Boykotte der Bevölkerung, z.B. gegenüber US-Autos oder Reisen in die USA sind vorstellbar.

Trotzdem haben wir Zweifel, dass China sich auf ein solches Kräftemessen einlassen wird. Nachdem Peking in den vergangenen Jahren mühsam aber letztlich erfolgreich das Wachstum stabilisiert hat, wäre das Konjunkturrisiko eines Handelskrieges einfach zu groß – nicht zuletzt auch mit Blick auf die gefährlich hohe Verschuldung. Trump selbst scheint einer Verhandlungslösung ebenfalls nicht abgeneigt. Zumindest treffen die bislang verhängten Zölle die Chinesen nur am Rande. Chinesische Stahlexporte in die USA beispielsweise sind durch Anti-Dumping-Maßnahmen längst auf ein Minimum geschrumpft. Auf der anderen Seite kritisiert die US-Administration China schon lange für den oftmals erzwungenen Technologietransfer, dem (nicht nur) US-Unternehmen ausgesetzt sind, wenn sie in China tätig werden wollen. Hier gäbe es für Peking noch einigen Spielraum, Trump entgegenzukommen.



 


Artikel bewerten

Vielen Dank für Ihre Wertung. Ihre Wertung:
Aktuelle durchschnittliche Bewertung des Artikels: 2.10