Trump verschärft Handelskrieg: Risiko für Konjunktur und Aktienmärkte
Zusammenfassung:
- US-Regierung plant Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte
- Deutsche/europäische Unternehmen sind indirekt betroffen, jedoch kaum Auswirkungen auf Indexebene
- Zunehmender Protektionismus bleibt riesige Gefahr und ist Gift für die Weltkonjunktur
US-Präsident Trump hat angekündigt, ab der kommenden Woche Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus dem Ausland zu verhängen. Die Zölle würden zehn Prozent auf Aluminium und 25 Prozent auf Stahl betragen und für eine „lange Zeit“ gelten. Details werden in der kommenden Woche bekanntgegeben.
Anscheinend hat sich innerhalb der Trump-Administration das US-Handelsministerium durchgesetzt, welches Mitte Februar drei mögliche Optionen zur Verzollung von Stahl vorgeschlagen hatte. Die aktuell favorisierte Option (25% auf Stahlimporte aller Länder) ist dabei noch die „beste“ Alternative, zur Wahl standen auch deutlich höhere Zolltarife für die wichtigsten Stahlimporteure, jenseits der 50% oder 60%-Marke. Die USA sind der weltweit größte Importeur von Stahl, so ist das Volumen der Stahlimporte rund viermal so groß wie das US-Exportvolumen.
In den vergangenen Jahren ist die globale Stahlproduktionskapazität zwischenzeitlich auf 2,4 Mrd. metrische Tonnen angestiegen, dies ist eine Steigerung von 127% gegenüber den Kapazitäten aus dem Jahr 2000. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Stahl deutlich langsamer gewachsen, so dass am globalen Stahlmarkt riesige Überkapazitäten entstanden sind (ca. 700 Mio. metrische Tonnen oder der siebenfache Jahresverbrauch der USA). US-Stahlproduzenten (ähnlich wie viele europäische Produzenten) können daher kaum profitabel arbeiten.
Die chinesische Stahlproduktion spielt dabei eine tragende Rolle, in einem durchschnittlichen Monat produzieren die Chinesen so viel Stahl wie die amerikanischen Unternehmen in einem Jahr.
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr lediglich 42 Mio. Tonnen Stahl produziert, davon wurde rund eine Million Tonnen in die USA exportiert. Die direkten Folgen für die wenigen verbleibenden deutschen und europäischen Stahlproduzenten, von denen einige auch im DAX (ThyssenKrupp) und im breiten Euro Stoxx (Arcelor Mittal) vertreten sind, dürften zunächst verkraftbar sein und auf Gesamtmarktebene sind keine Auswirkungen zu erwarten. Unverändert werden jedoch europäische Stahlproduzenten weiterhin einer „Stahlschwemme“ aus dem Ausland ausgesetzt sein, was vermutlich das größere beider Probleme ist. Der Druck dürfte sich jetzt verschärfen, denn es damit zu rechnen, dass ausländische Produzenten einen Teil der bis dato für den US-Markt bestimmten Produktion auf den europäischen Markt umleiten werden, so dass anhaltender Preisdruck auf dem europäischen Stahlmarkt zu erwarten ist. Gleichzeitig ist die Stahlindustrie sehr beschäftigungsintensiv, ein weiterer Abbau von Arbeitsplätzen scheint daher jederzeit möglich.
Nach geplanten Strafzöllen auf Waschmaschinen und Solarpanels setzt Trump nun mit den geplanten Stahlzöllen seine „America First“-Politik, in der US-Unternehmen vor unliebsamer Konkurrenz aus dem Ausland geschützt werden sollen, fort. Diese Politik schadet allen Beteiligten, zunächst den US-Konsumenten selbst, denn es ist davon auszugehen, dass die Unternehmen die steigenden Inputkosten der Produktion auf die Endpreise umlegen werden.
Ein weiteres Aufkeimen des Protektionismus bleibt Gift für die Weltkonjunktur. Sollten die EU und China als Gegenmaßnahme ebenfalls Handelszölle verhängen, entstünde eine ernsthafte Gefahr, dass der globale Konjunkturaufschwung abrupt gedämpft würde, mit entsprechenden Negativfolgen auch für die Aktienmärkte.