Harter Schlag für Dieselmotoren
- Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts können deutsche Städte, in denen Grenzwerte für Stickoxide nicht eingehalten werden, Fahrverbote verhängen.
- Die Luftreinhaltepläne müssen jedoch auf Verhältnismäßigkeit geprüft werden.
- Eine finanzielle Ausgleichspflicht für betroffene Fahrzeugbesitzer besteht nicht, Wertverluste sind wahrscheinlich.
Wenngleich die Luftreinhaltepläne der Städte auf Verhältnismäßigkeit geprüft werden müssen und Ausnahmeregelungen möglich sind, dürfte das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts potenzielle Dieselkäufer weiter verunsichern und den Dieselabsatz in Deutschland auf Sinkflug halten. Auch Händler, Automobilhersteller und – zulieferer müssen nun reagieren.
Damit werden die Automobilhersteller bei der Emissionsreduktion zunehmend unter Handlungsdruck gesetzt, denn sparsame Dieselmotoren helfen ihnen den durchschnittlichen CO2-Flottenverbrauch zu senken, da diese bei vergleichbaren Leistungsdaten einen CO2-Emissionsvorteil gegenüber Benzinmotoren aufweisen.
Der Verkauf von Dieselfahrzeugen in Deutschland ist laut Statistiken des KBA im Januar binnen Jahresfrist um 17,6% auf rund 89.800 Fahrzeuge zurückgegangen. Der Diesel-Anteil an den Pkw-Zulassungen sank auf rund 33%, zwölf Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr. Gleichzeitig entwickelt sich der Anteil von elektrifizierten Antrieben (Plug-in-Hybride und reine Elektrofahrzeuge) von gegenwärtig 1,6% nur sehr langsam in Richtung der von Automobilherstellern erwarteten Bandbreite von 15-25% im Jahr 2025.
Potenzielle Fahrverbote für Kraftfahrzeuge mit Schadstoffnorm unterhalb von Euro 6 dürften zu Belastungen des Gebrauchtwagenmarktes führen. Auf Grund der gestaffelten Fahrverbote ist allerdings kein Zusammenbruch des Marktes für ältere Fahrzeuge zu erwarten. Die Herausforderungen für die Hersteller bleiben wegen der Ende 2017 von der EU-Kommission beschlossenen strengeren CO2-Abgasnormen für 2025 und 2030 unverändert hoch und lassen sich nur durch einen steigenden Anteil von alternativen Antrieben realisieren. Reine Elektromobilität und Plug-In-Hybride werden sich nach unserer Einschätzung jedoch nur durchsetzen, wenn Ladeinfrastruktur ausgebaut, staatliche Förderungen verbessert, Reichweiten erhöht und Kostennachteile beseitigt werden.