Inflationsschub in Japan vom Jahresbeginn beruht auf Sonderfaktoren

Die jüngste Inflationszahl in Japan von +1,4 Prozent im Januar markiert den höchsten Jahresanstieg der dortigen Verbraucherpreise seit März 2015, dem letzten Monat, der wegen der vorangegangenen Mehrwertsteueranhebung vom Frühjahr 2014 statistisch nach oben verzerrt war. Seiher belief sich die durchschnittliche monatliche Teuerungsrate in Japan nur auf +0,2 Prozent. Für 2017 hat das Land immer noch eine Inflation von lediglich +0,5 Prozent verzeichnet, und erst im vergangenen Dezember stand bei der Inflationsrate erstmals seit langem wieder eine „eins“ vor dem Komma. Kommt Japan damit allmählich aus seiner Deflationskrise heraus?

Unsere Antwort fällt hier weiter eher skeptisch aus. Bei der Bewertung der jüngsten Zahl ist nämlich zu bedenken, dass sie vor allem auf verteuerte Energieimporte und aktuell deutlich teurere frische Lebensmittel wie Obst, Fisch und Gemüse zurückgeht. Beides sind Gütergruppen, die preislich volatil auf Einflüsse von außen, wie etwa die OPEC-Politik oder das Wetter, reagieren und daher ihre Richtung auch durchaus schnell wieder ändern können. Jedenfalls sind sie derzeit für Japan noch keine nachhaltigen neuen Inflationsfaktoren. Sie gehen auch nicht auf die Geldpolitik in Japan zurück. Die Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung der Energiegüter und der frischen Lebensmittel lagen im Januar lediglich +0,4 Prozent über dem Vorjahresniveau. Sie hatten sich in den Monaten davor noch näher an der Null-Linie bewegt. Im zweiten Quartal 2017 lag die Kernrateninflation exakt bei Null.

Man kann die Ursachen, die hinter dem jüngsten Preisschub liegen, also getrost als „Sonderfaktoren“ beschreiben, die sich, wie im Falle der importierten Energie, zudem auch stark mit den Wechselkursfluktuationen des Yen wieder umkehren können. Für die Bank of Japan sind die Preise zuletzt also aus den falschen Gründen“ gestiegen. Sie strebt ja in ihrer Geldpolitik und bei der Verfolgung ihres Inflationszieles von 2 Prozent eine durch eine stabil steigende Inlandsnachfrage ausgelöste Preisverteuerung von Konsumgütern „auf breiter Basis“ an. Dazu ist es notwendig, dass die allgemeinen Preiserwartungen der Konsumenten tatsächlich deutlich und nachhaltig nach oben zeigen. Dies tun sie momentan eher nicht. Angesichts eher mäßiger Lohnsteigerungen werden die Konsumenten auf höhere Preise auch nicht unbedingt mit Mehrkonsum reagieren, der erst den Unternehmen erhöhte Preissetzungsspielräume nach oben geben könnte. Für die Unternehmen ist das teurer gewordene Öl schlicht ein negativer Wettbewerbsfaktor.

Die Bank of Japan würde die falschen Konsequenzen aus dem jüngsten Preisschub ziehen, wenn sie jetzt begänne, ihre expansive Politik selbst in Frage zu stellen oder Raum gibt für Spekulationen über ein baldiges Ende der expansiven Maßnahmen. Dabei ist Notenbankchef Kurada gerade deswegen zuletzt für eine zweite fünfjährige Amtszeit nominiert worden, damit kein baldiger „Bruch“ in der expansiven Ausrichtung der Bank entsteht – auch nicht in der Perzeption der Marktteilnehmer. Kuroda hat also noch etwas vor: Er will weiter zäh daran arbeiten, dass Japan sein Inflationsziel erfüllt. Bis dahin ist es noch ein schwieriger Weg.


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