EZB-Accounts: Anpassung der Forward Guidance verfrüht

Aus den heute veröffentlichten EZB-Accounts geht hervor, dass sich einige Notenbanker bereits zur Januar-Sitzung für eine Adjustierung der Forward Guidance für das Anleiheankaufprogramm (PSPP) ausgesprochen haben. Die Befürworter eines solchen Schritts verwiesen unter anderem auf die wachsende Zuversicht, dass sich die Teuerungsrate mittelfristig in Richtung des EZB-Inflationsziels entwickeln werde. Daher wurde im Rahmen der Januar-Sitzung darüber diskutiert, auf die Möglichkeit einer erneuten Aufstockung der monatlichen Anleihekäufe zu verzichten. Letztlich haben sich die Notenbank-Oberen aber darauf verständigt, dass es (eventuell die Italien-Wahlen im Blick?) verfrüht sei, auf diese Handlungsoption zu verzichten. Den jüngsten Renditeanstieg sah man aber noch nicht als restriktiv wirkend an. Die EZB-Vertreter stimmen dennoch darüber überein, dass die Forward Guidance in den kommenden Monaten im Einklang mit den Aussichten für die Teuerungsentwicklung angepasst werden solle. Besondere Aufmerksamkeit wollen die EZB-Vertreter hierbei auch der Entwicklung des Euro-Wechselkurses zukommen lassen. So sei dessen Volatilität ein Unsicherheitsfaktor für den mittelfristigen Inflationsausblick.

Vor dem Hintergrund der voranschreitenden Konjunkturerholung in der Eurozone gewinnen die Stimmen der EZB-Falken, welche eine Abkehr vor der bisherigen ultra-expansiven Geldpolitik fordern, zusehends an Gewicht. Die Tauben im EZB-Rat verweisen aber im Gegenzug auf den nach wie vor nur schwach ausgeprägten grundlegenden Preisdruck in der Wirtschaft. Die Herausforderung der Notenbank besteht nunmehr darin, in den kommenden Monaten ihre geldpolitische Kommunikation behutsam anzupassen, um die Marktakteure auf eine allmähliche Abkehr vom bisherigen geldpolitischen Kurs vorzubereiten. Wir könnten uns hierbei vorstellen, dass die Währungshüter eine Aufwärtsrevision der Inflations-Projektionen zur März-Sitzung für eine Adjustierung der PSPP Forward Guidance nutzen könnten.
Um möglichen Turbulenzen an den Finanzmärkten Einhalt zu gebieten, dürften die Währungshüter zugleich die Bedeutung der Reinvestitionen fällig werdender Wertpapiere hervorheben. Zudem könnte Draghi noch die Forward Guidance für den Leitzins konkretisieren. Bislang hieß es hierzu nur, dass eine erste Zinsänderung „lange nach“ dem Ende der Nettoneukäufe erfolgen wird.


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