Sind US-Aktien jetzt wieder günstig?


  • Bewertungssituation des S&P 500 dank Korrektur deutlich verbessert, erster „Bugschuss“ sollte aber in Erinnerung gehalten werden

  • Für den S&P 500 errechnet sich ein KGV von 15,5. Dies wäre im historischen Vergleich keine zu teure Bewertung. Allerdings läuft die Bewertung einzelner Unternehmen unverändert aus dem Ruder.

  • Für die europäischen Märkte sehen wir derzeit ein höheres Kurspotenzial.


Die Aktienmärkte sind in dieser Woche erstmalig seit langer Zeit deutlich gefallen. Die Kursentwicklung, insbesondere in den USA, war im Jahr 2017 durch Übertreibungen geprägt gewesen. Diese Übertreibungen sind nun ein Stück weit abgebaut worden. Für den S&P 500 errechnet sich ein aktuelles Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der für 2019 (und durch die US Steuerreform getunten) erwarteten Gewinne von 15,5 Einheiten. Dies wäre im historischen Vergleich keine zu teure Bewertung.
Allerdings läuft die Bewertung vieler einzelner Unternehmen unverändert aus dem Ruder. Dazu gehören nicht nur Technologie- oder Biotech-Unternehmen, sondern auch viele „defensive“ Unternehmen. Beispielhaft genannt werden soll hier der Pharmakonzern Johnson & Johnson, dessen Gewinne laut Analysten-Schätzungen in diesem Jahr kaum steigen werden, die Bewertung gemessen an Preis-Umsatz-Verhältnis liegt jedoch mit fünf Punkten so hoch wie zuletzt während der Dotcom-Blase. „Alternative“ Bewertungsindikatoren wie das Shiller-KGV oder die Relation Marktkapitalisierung zum Bruttoinlandsprodukt deuten auf Marktebene ebenfalls eine Überbewertung an.
Wie konnte es zu den Übertreibungen kommen? - Vereinfacht gesprochen sind die Kurse der großen US Unternehmen „nur“ deutlich stärker angestiegen als die Unternehmensgewinne. Und dies obwohl die Unternehmen in den vergangenen Jahren massiv eigene Aktien zurückgekauft haben und der „Gewinn je Aktie“ damit sogar stimuliert wurde. Ein Teil des Kursaufschwungs ist auf die expansive Geldpolitik der Fed inklusive der QE-Programme zurückzuführen, die zu einer Verdrängung der Anleger aus großen Teilen des Anleihenmarktes und zu einem Run auf Aktien führte.
Jedoch sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass die US-Leitzinsen im historischen Vergleich auf einem äußerst niedrigen Niveau notieren und es in absehbarer Zukunft unwahrscheinlich ist, dass sich hier eine dramatische Änderung ergeben wird.
Idealerweise ist eine Investition in Aktien einer Investition in Anleihen zu bevorzugen, wenn die Gewinnrendite (der Kehrwert des KGV) höher liegt als die Rendite von langlaufenden Staatsanleihen bis zur Endfälligkeit. Historisch lag die die Differenz zwischen Gewinnrendite bei Aktien und der Rendite von US-Staatsanleihen zehnjähriger Laufzeit bei rund 2,7 %. Jüngst notierte die entsprechende US-Rendite bei 2,8%, dies bedeutet, dass der Aktienmarkt eine faire Gewinnrendite bei 5,5 % oder ein KGV von 18,2 erreicht. Das aktuelle KGV von rund 16 liegt unter diesen Wert.
Selbst wenn die Leitzinsen in den kommenden Jahren ansteigen sollten, wird sich die Lage nicht deutlich ändern. Wir gehen jedoch davon aus, dass auf Sicht von zwölf Monaten die US Leitzinsen nur bei 2% stehen werden und auch die Kapitalmarktrenditen kaum steigen werden. Mit anderen Worten: Der US Aktienmarkt ist teuer in Relation zur eigenen Historie, aber wir sehen keinen Bewertungsaufschlag gegenüber dem Anleihemarkt. Für die europäischen Märkte sehen wir derzeit allerdings jedoch ein höheres Kurspotenzial.


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