06.02.2018
Korrektur am Aktienmarkt – "endlich"!
- Der Kursrutsch am Aktienmarkt der vergangenen Tage stellt eine Überreaktion dar. Ein Zinsschock oder gar eine Rezession sind sehr unwahrscheinlich.
- Nachdem es in 14 (!) der vergangenen 15 Monate bei DAX & Co. bergauf ging, war eine Gegenbewegung überfällig.
- Konjunkturbild und Zinsausblick bleiben unverändert. Prognosen für DAX und Euro Stoxx 50 bestätigt (14.000 / 4.000 Punkte). US-Aktienmarkt dürfte stärker leiden als der günstig bewertete DAX (KGV-2019e 11,8)
Im stärksten Abverkauf seit 2016 haben die Aktienmärkte weltweit gestern deutlich an Boden verloren. Insbesondere an den US-Börsen fielen die Kurse überproportional. Auch wenn die Höhe der Kursverluste nach der lang andauernderen Rallye-Phase zunächst verstörend wirkte, so kam die Korrektur letztlich wenig überraschend. In der Spitze ging es seit der Wahl Donald Trumps, in der sogenannten „Trump-Rallye“, beim Dow Jones und beim Nasdaq-100 knapp 50% bergauf, beim S&P 500 40% und auch der DAX stieg immerhin noch um ein Drittel – dieses Tempo konnte auf Dauer nicht gehalten werden. Nahezu allen großen Aktienindizes weltweit notierten jüngst deutlich im teuren Bereich, so dass wir in der vergangenen Woche bereits eine anstehende Konsolidierungsphase erwartet hatten. Zur Panik besteht nun kein Anlass: Der S&P 500 korrigierte seit Ende der 60er-Jahre im Durchschnitt in jedem Jahr mindestens einmal, dabei ging es im Mittel um 13% bergab. Beim DAX fielen die unterjährigen Taucher mit 18% sogar deutlich stärker aus. Die Kurse erholten sich danach innerhalb einiger Monate wieder, nur rund jede achte Korrektur führte in einen echten „Bärenmarkt“.
Anleger, die in Panik verfallen und während einer Korrektur verkaufen, buchen sich in der Regel hohe reale Verluste ein und laufen zusätzlich Gefahr, die folgende Erholung zu verpassen. Neben diesen „saisonalen“ Korrekturen kommt es von Zeit zu Zeit auch zu echten Crashes, bei denen eine wirtschaftliche Abschwächung („Rezession“) und das Platzen einer Übertreibung am Aktienmarkt oder in der Realwirtschaft zusammenkommen. In den letzten 100 Jahren Kapitalmarktgeschichte war dies in den 1930er Jahren zu beobachten (‚Spekulation auf Kredit), 1973/74 (Ära der „Nifty Fifty“-Werte und Ölpreisschock/Rezession), 1999/2000 (dotcom-Blase) sowie 2008/09 (Blase am US-Häusermarkt). Während der letztgenannten beiden Crashes fielen die Kurse rund 50%, in den 1930er Jahren sogar über 80%. Die Wahrscheinlichkeit für eine volkswirtschaftliche Rezession in den USA sehen wir als gering an, die Möglichkeit eines „Heißlaufen“ der US-Konjunktur liegt hingegen höher. Ein solches hätte eine höhere Inflationsentwicklung zur Folge, ausgelöst u.a. durch höhere Lohnzuwächse bei den Arbeitnehmern, und würde einen restriktiveren Kurs der US-Notenbank sowie höhere Leitzinsen wahrscheinlich machen. Vor einem solchen Szenario haben derzeit viele Marktteilnehmer Angst.
Abgeschwächt würde solche Inflationstendenzen jedoch durch Globalisierungseffekte sowie strukturelle Trends, u.a. die Bedrohung von Arbeitsplätzen durch Automatisierung. Der Blick in die Historie zeigt, dass Aktienmärkte ab einem US-Renditeniveau um vier bis fünf Prozent zu Schwächephasen neigen. Dies ist ein Niveau, welches wir auf Sicht der nächsten Jahre nicht erwarten.
Nichtsdestotrotz dürften die US-Aktienindizes in den kommenden Tagen zunächst weiterhin unter Druck bleiben, zu hoch ist die Bewertung des Marktes gegenüber dem historischen Durchschnitt und zu übertrieben erscheint der der Abstand zu technischen Durchschnitten, z.B. der 200-Tage-Linie.
Der deutsche Aktienmarkt ist im Zuge der jüngsten Konsolidierung am US-Aktienmarkt in unruhiges Fahrwasser geraten. Gegenüber seinem Allzeithoch hat der DAX um gut 1.000 Punkte verloren. Gleichzeitig heben die Analysten hierzulande ihre Gewinnschätzungen für die DAX-Unternehmen 2018/19 an. Basierend auf den jüngsten Konsensschätzungen für 2018 und 2019 notiert der DAX derzeit mit einem KGV von 12,9 beziehungsweise 11,9. Ein KGV von 11,9, welches einer Gewinnrendite von 8,4% (Kehrwert vom KGV) entspricht, ist historisch gesehen ein attraktives Niveau für einen Einstieg. In unserem virtuellen DZ BANK Musterportfolio haben wir gestern die Aktienquote um 14 Prozentpunkte angehoben.
06.02.2018