Draghi kann Höhenflug des Euro nicht aufhalten

Die EUR-Währungshüter haben bei ihrem heutigen Zusammentreffen das einleitende geldpolitische Statement unverändert belassen. Spekulationen über eine mögliche Anpassung der Forward Guidance für das Anleiheankaufprogramm (APP) haben sich unseren Erwartungen entsprechend nicht bewahrheitet. Draghi hat vielmehr weiterhin hervorgehoben, dass das APP zumindest bis September 2018 fortgeführt werde. Darüber hinaus bleibt eine zeitliche Verlängerung bzw. Aufstockung der Anleihekäufe eine der möglichen Handlungsoptionen, sollte sich die Inflationsrate nicht in die gewünschte Richtung entwickeln. Bemerkenswert ist allerdings, dass Draghi erstmals wieder seit September die Volatilität des Euros als eine mögliche Quelle für Unsicherheit bezeichnete, welche näher beobachtet werden müsse. Doch auch wenn Draghi damit sein grundsätzliches Unbehagen hinsichtlich der jüngsten Wechselkursbewegungen zum Ausdruck gebracht hat, war dies nicht ausreichend um die Euro-Stärke im Zaum zu halten. So ist es der Europäischen Einheitswährung im Umfeld der Ratssitzung gelungen, kurzzeitig die Marke von 1,25 USD zu überspringen.

Im Zuge der Pressekonferenz kam die Frage auf, inwieweit die Anleihekäufe im September beendet oder möglicherweise fortgeführt werden. Hierzu hieß es von Draghi, dass hierüber im Rat noch nicht debattiert wurde. Angesichts einer sich besser als erwartet entwickelnden Konjunktur sei allerdings eine Diskussion hierüber in den kommenden Monaten notwendig. Um Spekulationen über eine raschere Abkehr vom eingeschlagenen EZB-Kurs zu begegnen, hat Draghi zugleich hervorgehoben, dass zu Erreichung des EZB-Inflationsziels nach wie vor ein umfangreicher geldpolitischer Stimulus geboten sei. Zudem nahm Draghi marktseitigen Zinserhöhungsspekulationen Wind aus den Segeln. Seiner Einschätzung nach sei eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr wenig wahrscheinlich. So lief die heutige Veranstaltung zwar wie von uns erwartet ab, die Marktreaktion zeigt aber das genaue Gegenteil. Entsprechend scheint der Markt mit mehr gerechnet zu haben und hat dann enttäuscht aufgegeben.

Diese Ratssitzung hinterlässt einen etwas widersprüchlichen Eindruck. Die gute Konjunktur spräche grundsätzlich für eine allmähliche Verminderung des geldpolitischen Stimulus. Demgegenüber dämpft allerdings die Euro-Aufwertung den Preisauftrieb. Währungshüter müssen sich über den weiteren Kurs erst noch im Klaren werden.


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