EZB-Accounts deuten Anpassung der Forward Guidance an
Die europäischen Währungshüter stimmen darin überein, dass im Falle einer weiteren Annäherung der Inflationsrate an den EZB-Zielwert die gegenwärtige Forward Guidance angepasst werden muss. Dies geht aus den heute veröffentlichten Accounts zur EZB-Ratssitzung vom 14. Dezember hervor. Hierbei steht allerdings weniger der Ausblick für den Leitzins als vielmehr der Fortgang des Anleiheankaufprogramms (APP) im Fokus. Bislang hat die EZB in Aussicht gestellt, dass das APP bis mindestens September 2018 fortgeführt wird. Sollte sich die Inflationsrate bis dahin nicht in die von der Notenbank gewünschte Richtung entwickeln, hat diese ihre Bereitschaft zu einer zeitlichen Verlängerung bzw. Aufstockung der monatlichen Anleihekäufe signalisiert. Dieser Passus scheint nunmehr zur Debatte zu stehen. Im letzten Jahr wurde schon die Formulierung zum Einlagesatz "oder tiefer" kassiert.
Die im EZB-Rat an Schwung gewinnende Debatte über die Anpassung der Forward Guidance hat in den zurückliegenden Tagen an Schärfe gewonnen. So hat unter anderem Bundesbankchef Weidmann gefordert, das Kaufprogramm mit einem konkreten Enddatum zu versehen. Allgemein verweisen die Befürworter einer Adjustierung der Forward Guidance darauf, dass damit den sich verbessernden konjunkturellen Rahmenbedingungen Rechnung getragen werden könnte. Die EZB-Tauben heben demgegenüber hervor, dass die Inflationsrate trotz einer an Schwung gewinnenden konjunkturellen Erholung weiterhin auf niedrigem Niveau verharrt. In diesem Zusammenhang sei weiterhin ein umfangreicher geldpolitischer Stimulus geboten.
Wir rechnen in den kommenden Monaten nicht mit einer signifikanten Adjustierung des geldpolitischen Kurses. Die Accounts deuten aber mit der Formulierung, man wolle Anfang des Jahres die Forward Guidance überdenken, darauf hin, dass Draghi versuchen könnte, seine Kritiker im EZB-Rat dadurch zu besänftigen, dass bei entsprechenden Daten bis zur Jahresmitte auf die Möglichkeit einer erneuten volumenmäßigen Aufstockung verzichtet wird. So werden nach und nach extreme Optionen entfernt. Zur Jahresmitte muss ohnehin über den Fortgang des APP intensiver beraten werden. In diesem Zusammenhang gehen wir, nicht davon aus, dass die Währungshüter die Anleihekäufe im September Knall auf Fall beenden werden. Vielmehr rechnen wir mit einer erneuten Verminderung der Anleihekäufe, bis diese dann zum Jahresende beendet werden - also ein langsames Ausschleichen der Medikamente. Das Sequencing wird aber erhalten bleiben, womit eine Leitzinsänderung für die EZB auf absehbare Zeit kein Thema bleibt. Wir werden über 2018 hinweg dabei einen Prozess erleben in dem die EZB in der Kommunikation von den Käufen abrückt und die Steuerung der Zinserwartungen neben dem Bilanzbestand in den Vordergrund rückt.